Trainkids

Jedes Jahr bei uns in einer Lesung für die Jugendlichen!

Ein Bericht:
Ich bin eine Schülerin der Klasse Ontario, Taliyah Phatty, und habe am 08.03.22 den Schriftsteller Dirk Reinhardt über sein Buch „Train Kids“ interviewt. Das Buch lesen wir zurzeit im Unterricht. Ich schreibe sehr gerne und interessiere mich besonders für Bücher, die von politischen Themen handeln. Dirk Reinhardt ist ein deutscher Kinder-und Jugendautor, er wurde am 19. Mai 1963 in Bergneustadt (Nordrhein-Westfahlen) geboren und wuchs in einem kleinen Dorf im Oberbergischen in der Nähe von Gummersbach auf.

Er gewann mehrere Preise wie zum Beispiel den „Goldenen Bücherpiraten“, sowie den „Friedrich-Gerstäcker-Preis“ und wurde mehrmals für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Er lebt mit seiner Familie in Münster. Auf die Frage mit welchen Worten er sich selbst beschreiben würde, antwortet er mit diesen drei Schlagwörtern: kreativ, humorvoll und politisch engagiert – das ist ihm im Laufe des Interviews auch anzumerken.

In dem Buch Train Kids geht es um fünf jugendliche Migranten, die ein gemeinsames Ziel haben: Sie wollen es von Mexiko aus über die Grenze der USA schaffen, um sich dort ein besseres Leben zu ermöglichen.

Zahlreiche Gefahren wie Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Polizeigewalt, Banditen, Menschenschmuggler und Drogenhändler lauern ihnen auf der zweieinhalbtausend Kilometer langen Reise auf.

Ich habe den Autor zu dem Buch und den Hintergründen befragt. Ich wollte wissen, warum er Schriftsteller geworden sei. Dirk Reinhardt erzählte, dass er schon als Kind gerne gelesen habe und ihm seine Eltern immer spannende Bücher schenkten. Als er ein Buch las, was ihm gefiel, wollte er gerne Ähnliches schreiben bzw. wie eine Fortsetzung mit den gleichen Figuren. Außerdem stelle ich die Frage, was ihn dazu bewegte, seine Gedanken auf Papier zu schreiben.

Herr Reinhardt meinte dazu, dass das für ihn die beste Art und Weise sei, wie er sich ausdrücken könne. Er merkte schon früh, dass ihm das Künstlerische liege und hat zum Beispiel auch Musik als Ausdrucksform ausprobiert. Das Schreiben liege ihm aber mehr.

Er berichtete, dass er früher nicht im Traum daran gedacht hätte, Schriftsteller zu werden, sondern einfach gern als Hobby Geschichten geschrieben habe.

Seine Geschichten wurden mit der Zeit immer ausführlicher und besser. Erst als Erwachsener hat er seine erste Geschichte an einen Verlag geschickt und weil der Verlag interessiert war, entstand daraus seine erste Buchveröffentlichung. Inzwischen sind daraus schon acht Bücher geworden.

Ursprünglich war Dirk Reinhardt Journalist, das hat sich erst geändert als sein dritter Roman so bekannt wurde, dass es als Schullektüre ausgesucht wurde. Jetzt ist er hauptberuflich Schriftsteller und kann sich ganz aufs Schreiben konzentrieren.

Ich fragte Dirk Reinhardt, was seine Inspiration zu dem Buch „Train Kids“ gewesen sei. Er erzählte, dass er schon immer vorhatte, über jugendliche Flüchtlinge und Migranten zu schreiben. Seine Intention dabei war, Leser und Leserinnen auf das Thema Migration und Flucht mit einem spannenden Buch aufmerksam zu machen. Generell ist es ihm wichtig, schwierige oder wichtige Themen in Büchern anzusprechen. Er möchte dies aber auf eine Art und Weise machen, die so spannend ist, dass jeder Leser sich damit auseinandersetzte. Für dieses Projekt ist er selbst nach Mexiko gereist und hat für ein paar Wochen viel Zeit mit fliehenden Teenagern und Jugendlichen verbracht.

Die Erlebnisse aus dieser Zeit hatten natürlich einen großen Einfluss auf das Buch. Die Namen und die Figuren in dem Buch sind erfunden, aber die meisten Geschehnisse des Buches hat er von Jugendlichen gehört oder erlebt.

An einer Universitätsbibliothek in Münster nutzte Dirk Reinhardt die Gelegenheit, in Ruhe das Buch „Train Kids“ zu schreiben. Von der ersten Idee bis zum letzten Wort (mit der Recherche) brauchte der Schriftsteller deutlich über ein Jahr, bis er das Buch fertiggestellt hatte.

Dirk Reinhart erzählte, dass es ihm nicht wirklich schwer gefallen sei, das Buch zu schreiben, denn er hatte auf seiner Reise sehr viele Eindrücke und viele Geschichten gesammelt.

In Mexiko unterhielt er sich viel mit Flüchtlingen über Ihr Leben, ihre Ziele, wie man sich auf der Flucht schützt und auf was man achten sollte, über „No-Go-Areas“ und weitere Gefahren. Der Schriftsteller versuchte, sich während seiner Reise den anderen anzupassen, indem er keine teure Kleidung trug und
nur mit wenig Geld unterwegs war, um kein Risiko einzugehen, von Banditen überfallen zu werden. Er verschickte seine GPS-Koordinaten an Freunde, falls etwas passieren sollte oder er sich für einen längeren Zeitraum nicht melden würde.

Dem Autor ist auf seiner gefährlichen Reise nichts zugestoßen, bzw. kam er in keine Begegnung mit Banditen oder anderen besonders großen Gefahren. Dirk Reinhart erzählte von seiner Begegnung mit den Maras, einer Gang, die besonders aggressiv und gewaltbereit sei. Nicht mal die Polizei habe diese unter Kontrolle. Maras sind auffällig von Kopf bis Fuß tätowiert. Jedes Tattoo hat eine besondere Bedeutung. Eine tätowierte Träne bedeutet einen Mord, den der Mara begangen hat. Der Autor wollte ursprünglich die Maras interviewen, sah dann aber die Gefhar, in die er sich begeben würde.

Dirk Reinhardt sagt auch, dass die Kinder sehr vorsichtig und misstrauisch sind, weil sowohl Kriminelle als auch Polizisten sich ebenfalls als Flüchtlinge ausgeben, um die Kinder dann auszurauben oder zu inhaftieren. Die Kinder und Jugendlichen erklären ihm, wer nicht als Drogenkurier arbeiten möchte
oder zur Prostitution gezwungen werden wolle, würde oft ermordet werden.

Ein weiterer Grund, warum so viele Kinder und Jugendliche in den Norden fliehen, ist, dass sie ihre Mütter zu suchten, die bereits in den Norden geflohen seien, um bessere Jobs zu bekommen. Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich dadurch verraten und zurückgelassen. Mädchen haben es
besonders schwer zu flüchten und würden häufig vergewaltigt.

Ein Großteil der Flüchtlinge scheitern an der Reise nach USA, weil sie von der Polizei und den Grenzbeamten festgenommen und zurück nach Mexiko gebrachte werden. Ihnen bleibt dann nur noch der unerfüllte Traum auf ein besseres Leben in den USA. Für den Autor war es sehr deprimierend für ihn, zu sehen wie sich die Träume der Jugendlichen in Luft auflösten.

Auf seiner Rückreise wurde er von Polizisten am Flughafen aufgehalten, die seine ganzen Aufzeichnungen, Bilder und Speicherkarten beschlagnahmten.Die Dateien sollten Dirk Reinhardt nach der Kontrolle zugeschickt werden, was aber nie geschah. Zu seinem Glück hatte er sich und seinen Freunden selbst die Aufzeichnung per E-Mail zugeschickt, so dass er im Nachhinein darauf zugreifen konnte.

Beim Schreiben des Buches „Train Kids“ berührten ihn die Geschichten und Schicksale der Kinder sehr. Ich fragte Dirk Reinhardt, ob er irgendwelche Schreibblockaden beim Verfassen des Buchs hatte. Dank der Erfahrungen und Eindrücke, die er bereits beim Schreiben gesammelt hatte, fiel ihm das schreiben sehr leicht.

Seine Empfehlung an jungen Nachwuchsautoren ist es, sich Feedback von nahestehenden Leuten zu holen und Ideen für Verbesserungen anzunehmen. Auf meine Frage hin, ob er ein weiteres Buch rausbringen würde, antwortet er mir, dass er gerade dabei sei. In seinem neuen Buch geht es um eine Gruppe von jungen Umwelt-und Klima Aktivisten, die mit radikaleren Methoden als die „Friday for future“ Aktivisten vorgehen und auch mit heftigen Folgen rechnen müssen.

Taliyah Phatty
09.03.2022